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Verfall und Wiederaufbau

Verfall und Wiederaufbau

Nachdem das Leben in der Burg Anfang der 50er Jahre noch einmal kurz aufflackerte indem man hier Flüchtlingsunterkünfte einrichtet, war sie bald unbewohnt und verfiel zusehens. Der Bauer, dem die Burg gehörte, hatte absolut kein Interesse daran dieses gut erhaltene Relikt des Mittelalters für Millionenbeträge zu restaurieren. Die Burg Veynau verfiel im Zeitraffer, das Dach wurde undicht und in all den vielen Veröffentlichungen und Zeitungsartikeln war man sich einig, dass dies das Ende der Burg Veynau sei. Die Burg Veynau würde innerhalb kürzester Zeit zur Ruine verfallen.
Historiker, Denkmalpfleger, Politiker und engagierte Bürger, allen war bewusst, dass die Rettung der Burg mindestens 10 Millionen Mark kosten würde und dieses Geld konnte niemand aufbringen.
Als die Burg nun 1969 an die Stadt Euskirchen fiel war auch hier guter Rat teuer. Damit Sie einen Eindruck von der Stimmung damals machen können, zitiere ich hier Schlagzeilen von Zeitungsartikeln aus dieser Zeit.

Schlagzeilen der Hoffnungslosigkeit
Wo einst der Minne gefröhnt wurde bröckelt das Gemäuer
Keiner will Feste Veynau kaufen
Ritter wird die Burg nicht los.
Er hat sich ein Objekt eingehandelt, das in den letzten Zügen liegt
Hinter dem Burgtor bröckelt ein Stück Geschichte ab
Sie scheint dem Untergang geweiht zu sein
Der Blick zurück verdeutlicht, welches Kleinod da in der Aue des Veybachs in unserem hochindustriealisierten Staat vor die Hunde geht
Gähnende Fensterhöhlen starren den Besucher an
Der unaufhaltsame Niedergang der eins unüberwindlichen Burg
Kann eine der geschichtsträchtigsten Burgen des Rheinlandes noch gerettet werden?
Der Burgherr wehrt sich gegen die Renovierung
Die Stadt Euskirchen und der Kreis wollen die Burg nicht einmal geschenkt haben
Die Burg Veynau gehört zu den 12 bedrohtesten und erhaltenwertesten Denkmälern in der Republik

Neue Ideen, neue Hoffnung
Gründung eines Nationalkommitees u.a. zur Rettung der Burg Veynau
Führende Männer der Wirtschaft versuchen seit Monaten das Geld für die Stiftung aufzutreiben
Mit dem Bundespräsidenten wurden Gespräche geführt
Bundeskanzler Kohl schlug Heinz Rosenthal als Quizmaster für ein Show vor, die Geld in die Kassen der Stiftung bringen sollte
Denkmal war als Autobahnraststätte im Gespräch
Ein Investor will die Burg kaufen
Stadt, Kreis und Denkmalschutz suchen eine Lösung

Die Rettung

Ein Vierteljahrhundert im Rückblick (Quelle: "Burgen um Euskirchen" Stadtmuseum Euskirchen)
Mit der Überschrift „Wer rettet die Burg?“ veröffentlichten im Oktober des Jahres 1981 die Lokalzeitungen im Kreis Euskirchen einen Aufruf aus dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege, der aus Sorge um die Zukunft von Burg Veynau in die Region getragen wurde. Ihr Haupthaus stand seit Jahren leer und zeigte deutlich Verfallserscheinungen.Von der inneren Vorburg, deren Wirtschaftsgebäude aus Fachwerk vor dem Krieg noch teilweise erhalten waren, überdauerten nur noch Ruinen. Allein von der äußeren, vorgelagerten Vorburg blieben das mittelalterliche Torhaus sowie die ehemaligen Außenmauern, als Teile einer nunmehr zeitgemäß bewirtschafteten Hofanlage, anschaulich bewahrt. Stimmungsvolle Bilder von der heutigen Veynau begeistern den Betrachter zu allen Jahreszeiten. Doch der Weg dorthin war langwierig und beschwerlich. Mit den konkreten Sanierungsplanungen konnte deswegen erst im Frühjahr des Jahres 1992 begonnen werden, als der neue Bauherr, Professor Freiherr von Elmendorff, ein versiertes Planungsbüro mit der Wahrnehmung der konzeptionellen und baubegleitenden Aufgaben beauftragte. Zuvor waren jedoch schwierige Jahre zu meistern.
Die Stadt Euskirchen tat sich bei der Unterschutzstellung der Burg aus verständlichen Gründen
schwer angesichts des desolaten Zustandes der Anlage und des Desinteresses des Eigentümers.
1985 wurde das Verfahren jedoch abgeschlossen.1988 gab es schließlich einen Kaufinteressenten, der
kurz entschlossen, wie es schien, die Burg erwarb. Aus den Altakten des Rheinischen Amtes für
Denkmalpflege, früher Landeskonservator, ist jedoch ersichtlich, dass sich schon im Jahre 1967
Freiherr Harald von Elmendorff ernsthaft um den Erwerb von Burg Veynau bemüht hatte. Nachdem
die Finanzierung der umfangreichen, jedoch nutzungsunabhängigen Sanierung der Burg unter
maßgeblicher Beteiligung des Landes NRW aus seinem Denkmalförderungsprogramm, unter Mitwirkung der Stadt Euskirchen und nach Bereitstellung der Eigenmittel des Bauherrn, gesichert war, begannen die Arbeiten am Rechteckturm an der südwestlichen Ecke des Herrenhauses. Die Instandsetzung
konzentrierte sich hier zunächst auf den barocken Turmhelm, der einzustürzen drohte. Dank
der fähigen Zimmerleute konnte dessen Eichenkonstruktion an Ort und Stelle bearbeitet werden,
die schadhaften Hölzer wurden dort, wo möglich, repariert, die völlig abgängigen durch Nachbauten
ersetzt. Der Schornstein wurde aufgerichtet, das Schieferdach erneuert. Angesichts dessen, dass die Burg dreiseitig von Wasser umgeben ist, war die Einrüstung kompliziert und teuer. Deswegen bemühte man sich, die Standzeiten so gering wie möglich zu halten. Die Arbeiten wurden von verschiedenen Abteilungendes Rheinischen Amtes für Denkmalpflege begleitet, die die Gerüste zu umfangreichen Bauuntersuchungen nutzten. Es konnte z.B. am Südwestturm, in geschützter Lage, eine spätmittelalterliche Putzfläche entdeckt werden, die Aufschluss gab über Zusammensetzung und Farbe eines dünnen Kalkputzes jener Bauzeit. Dieser Befund gab schlussendlich den Ausschlag für die Entscheidung, einen schützenden Schlämmputz auf die verwitterten Oberflächen der gesamten Außenhaut des Hauptbaus aufzubringen. Mit der Instandsetzung des Rundturms im Südosten wurde ebenso verfahren wie am Rechteckturm. Gleichzeitig konnten Vorbereitungen zur Sanierung des Hauptdaches und der wasserseitigen Außenwand des Haupthauses durchgeführt werden. An den Untersuchungsarbeiten zur Baugeschichte wurde kontinuierlich festgehalten, Befunde aufgemessen, kartiert und fotografisch dokumentiert. Die Veröffentlichung und ausführliche Darstellung dieser Ergebnisse wird in einem Aufsatz des sich in Vorbereitung befindenden Jahrbuchs 40 der Rheinischen Denkmalpflege erfolgen. In Anbetracht der vergleichsweise geringen Schäden am historischen Dachstuhl konnten diese Arbeiten zügig abgeschlossen werden. Alle aufwendig gestalteten Kaminköpfe wurden restauriert, die Dachgauben erneuert und anschließend die Dachflächen mit Schiefersteinen aus dem Moselgebiet eingedeckt. An den Außenwänden des Hauptbaus wurden die Verputzarbeiten fortgesetzt, gleichzeitig ließ der Bauherr die Buntsandsteingewände der Scharten, der Fenster und Türen konservatorisch überarbeiten. Es wurden Kastenfenster aus Eichenholz, auf der Grundlage von zwei in der Burg erhaltenen Musterfenstern aus barocker Zeit, angefertigt. Nach ihrer Restaurierung konnten auch die beiden originalen Eingangstüren ihren ursprünglichen Platz wieder einnehmen. Unsicherheit bestand zunächst über die ehemalige Funktion und die Figur des an die nördliche Haupthauswand angefügten Anbaus, dessen schlichte Gestalt auf Abbildungen der vergangenen 100 Jahre eher auf eine untergeordnete Nutzung schließen ließ. Bei genaueren Betrachtungen seiner beiden Seitenwände konnten ältere werksteingerahmte, jedoch vermauerte Fenster entdeckt werden, die den Beleg für einen hier ehemals angefügten Standerker lieferten; somit gab es auch eine Erklärung für die im Gebäudeinnern an dieser Stelle angelegte Raumnische, die von
einem Sterngewölbe überdeckt ist. Baumaßnahmen im Innern bildeten den letzten Bauabschnitt
der nutzungsunabhängigen Instandsetzung. Dabei brachte statische Sicherung der auffällig verformten
historischen Balkendecken besondere Schwierigkeiten. Ihre Schäden waren nicht zuletzt durch
Kriegszerstörungen und damit verbundene Umbaumaßnahmen in den vergangenen Jahrhunderten
verursacht worden. Es galt, die mächtigen, an den Auflagern aber teilweise desolaten Binderbalken
zu erhalten. Dies konnte jedoch nur durch Anfügen neuer Balkenköpfe, durch Verstärken des
Bestandes und durch Entlasten der Decken bewerkstelligt werden. Die Maßnahme ging mit dem Verputz
der Wände und Decken zu Ende. Prachtvolle Stuckdecken oder aufwendig gestaltete Wände und
Böden gab es auf der Veynau nicht. So ließ der Bauherr die Decken und Wände mit Lehm verputzen und nur im ehemaligen Saal die geschädigte verputzte Balkendecke reparieren. In nahezu jedem Raum, auch in den Turmzimmern, blieben die Kamineinfassungen erhalten, sie wurden restauriert.
Ebenso verfuhr der Bauherr mit der Barocktreppe und den Zimmertüren aus gleicher Zeit.
Beweise für historische bildliche Ausmalungen wurden nur an zwei Stellen aufgedeckt. Die Amtsrestauratoren konnten diese Darstellungen von Heiligen sichern und konservieren. Zu ihrem Schutz wurden sie abgedeckt und ein erklärender Hinweis angebracht, die Abdeckungen nicht zu entfernen.
Neugierige sind dieser Bitte jedoch nicht gefolgt, so dass diese aufschlussreichen Befunde später beschädigt wurden. Im Jahre 1996 führte Freiherr von Elmendorff die Arbeiten an Burg Veynau mit ihrem Ausbau zu Wohnzwecken fort. Nach seinem Wunsch solltennur weinige Wohneinheiten mit großem Zuschnitt
eingebaut werden. Veränderungen der historischen Raumfolgen waren nicht erlaubt, wurden auch
nicht gewünscht. Im Verlauf dieser Maßnahmen suchte der Bauherr schon intensiv nach Mietern
für seine Burg. Kurz vor der Fertigstellung ging der Bauherr ein Mietverhältnis mit einem Zeitschriftenverleger ein. Der auf den ersten Blick verführerische Vorteil der Vermietung seiner Gesamtanlage an einen Gewerbebetrieb erwies sich als fatal. Nutzungsbedingte Auflagen der Bauordnungsbehörde und des Brandschutzes zwangen den Bauherrn zu weiteren, kostenträchtigen Baumaßnahmen, die letztlich auch zum Verlust des charakteristischen Interieurs führten. Die Untere
Denkmalbehörde und das Rheinische Amt für Denkmalpflege konnten seinerzeit nur zur Schadenbegrenzung
beitragen. Zwischenzeitlich sanierte ein Privatmann den Westturm auf der Herrenhausinsel und bauteihn zu seinem Wochenenddomizil aus. Nach glücklosen Jahren und vorzeitiger Auflösung des Mietvertrags zog 2004 die Medienwerkstatt Clausen+Reitsma in die Räume der Veynau. Es scheint, dass endlich Menschen die Veynau nutzen, die die Bedeutung der Burganlage erkannt haben und die Anstrengungen ihrer
Restaurierung zu schätzen wissen.

Auszug aus: DIE BURGEN UM EUSKIRCHEN , VEYNAU


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